[Gedanken] Qualität und Selfpublishing

 
 


Obwohl Selfpublishing in den letzten paar Jahren immer populärer geworden ist, stößt man (vor allem auf Amazon) in einigen Rezensionen noch immer auf Kommentare wie: "Für ein selbstverlegtes Buch ist es wirklich gut gelungen.", oder "Eigentlich hätte ich mir gleich denken können, dass es totaler Schrott ist, schließlich hat der Autor noch nicht einmal einen Verlag."
Mich stimmen solche Aussagen jedes Mal aufs Neue traurig und auch etwas wütend. Sie zeigen einfach zu gut, dass Menschen noch immer Vorurteile haben und vor allem auch selbst nicht genauer nachzudenken scheinen.

Ich selbst lese seit nun etwa drei Jahren zum größten Teil selbstverlegte Bücher und kann ganz getrost sagen, dass Selfpublishing definitiv nicht mit schlechter Qualität gleichzusetzen ist.
Und hier ist meine Begründung:

Ob ein Buch gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Das ist Fakt. Es gibt einige Bücher, die ich persönlich grottig fand, andere Menschen aber nicht.
Wir achten beim Lesen alle auf andere Dinge, jeder hat verschiedene Ansprüche. Manche wollen einfach nur unterhalten werden, andere (wie ich) suchen nach einem tieferen Sinn im Buch, hinterfragen Charaktere und Handlung.
Ich kann niemandem vorschreiben, was er mögen soll oder nicht. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder mindestens einen Bestseller hat, den er schrecklich findet. Mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist dieser Bestseller von einem Autoren mit Verlag geschrieben worden. Und da sind wir auch schon bei dem zentralen Punkt angelangt: Ein Verlag macht noch lange kein gutes Buch aus und ist somit kein Garant für hohe Qualität.
Verlage wählen die Bücher aus, von denen sie glauben, dass sie sich gut verkaufen. Beispielsweise, weil das Thema gerade im Trend ist. Da sich über schriftstellerische Qualität streiten lässt, ist sie einfach kein guter Leitfaden, zumindest nicht, wenn man die Masse erreichen will.
Zur selben Zeit gibt es aber auch ein Problem: Die Masse will frische Ideen, nicht immer denselben Brei zum fünften Mal nacherzählt. Genau das ist die Lücke, in die die Selfpublisher rutschen.

Ein Selfpublisher ist nicht automatisch ein Mensch, der von Verlagen abgelehnt wurde. Es gibt einige, die sich bewusst dafür entscheiden. Viele von ihnen haben den Mut, eine neue Idee ins Haifischbecken der Leser zu schmeißen. Sie wissen sehr wohl, dass sie den Nerv der Masse nicht treffen könnten. Fakt ist aber, dass sie zumindest Anklang bei einigen Wenigen finden werden und das bedeutet schon einmal viel.
Diese kleine Gruppe kann schnell größer werden und so gibt es mittlerweile auch einige Selfpublisher, die eine Art Bestseller geschrieben haben. Dieser Bestseller ist dann genauso viel Wert, wie der eines Verlages mit ähnlichen Verkaufszahlen. Ob er nun gut oder schlecht ist, ist jedem selbst überlassen, aber er ist erfolgreich.

Und ja, es gibt auch selbstpublizierte Bücher, deren Grundideen an Nacherzählungen oder Fanfictions grenzen. Aber dasselbe findet man auch im Verlagswesen.
Es gibt auch Bücher im Selbstverlag, deren Rechtschreibung und Grammatik grottig sind und somit schlechte Qualität haben, ich gebe es ja zu. Aber gerade in den letzten Jahren hat sich hier einiges getan und immer mehr Selfpublisher lassen ihre Werke lektorieren, gehen nicht mehr blind an die Veröffentlichung heran.

Es ist also deine Entscheidung, ob du nur das ließt, was vor allem für den Mainstream bestimmt ist, oder ob du Neues ausprobierst. Wenn du ein Buch schlecht findest, dann liegt das an dir selbst, nicht an der Art, wie es veröffentlicht wurde.
 
 
[abgebildete Bücher: "Opus - Die Begegnung" von Senta Richter, "Die Keime - Old Souls I" von Julia Mayer, "Witch Boy: Stadt der Geister" von Romana Grimm, "Sternschnuppenzauber" von Albana Kelmendi, "Himmelstiefe" von Daphne Unruh]

2 Kommentare:

  1. Toller Beitrag!
    Ich werde demnächst ein paar Indie Bücher vorstellen und würde dich und den Text gerne verlinken, wenn das in Ordnung ist. 😊

    LG Nicci Trallafitti ❤

    https://trallafittibooks.wordpress.com

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    1. Ja, natürlich wäre das in Ordnung :)

      Liebe Grüße!

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